Ausstellung „Zwischen Blauhemd und Bluejeans - Jeans in der DDR“
Datum: | 03.10.14 - 31.05.15 |
„Jeans sind eine Einstellung und keine Hosen!“ Mit diesem Ausruf sprach Edgar Wibeau, Protagonist aus Ulrich Plenzdorfs „Die neuen Leiden des jungen W.“, der heranwachenden DDR-Generation 1972 aus der Seele. Eine Jeans, das war in der DDR mehr als nur ein Kleidungsstück: Für die Jugend waren „Nietenhosen“ ein Sehnsuchtsobjekt und als ein mühsam ergattertes Stück Westen oft auch ein politisches Statement.
In den Augen der DDR-Führung waren sie der Stoff gewordene dekadente Lebensstil des kapitalistischen Westens. Die SED sah das blaue Beinkleid lange als Symbol des Klassenfeindes und versuchte durch Jeans-Verbote die „Einflüsse der amerikanischen Unkultur“ zu unterbinden. Wer Jeans trug, war in ihren Augen Gammler oder Klassenfeind und hatte zuweilen mit Schikanen und Sanktionen zu kämpfen.
„Kein Einlass in Nietenhosen“ hieß es in Tanzlokalen oder in der Schule. Um das heute alltägliche Kleidungsstück entbrannte jenseits der Mauer ein Kräftemessen zwischen rebellierender Jugend und kontrollierender Staatsgewalt. Doch allen Verboten zum Trotz bahnte sich die Jeansmode beständig ihren Weg in die DDR-Bekleidungskultur: Ob im Westpaket, auf dem Schwarzmarkt, selbstgeschneidert oder als vietnamesisches Plagiat - die Jeans war nicht mehr aufzuhalten. Schließlich mußte die DDR-Führung dem öffentlichen Druck nachgeben und stieg mit Hosen namens „Shanty“, „Boxer“, „Wisent“ und „Goldfuchs“ selbst in die Jeansproduktion ein.
Anlässlich des 25. Jubiläums des Mauerfalls widmet sich das Levi Straus Museum in der Sonderausstellung den zahlreichen Bedeutungen und Rollen, die das Kult- und Kulturobjekt „Jeans“ in 40 Jahren DDR einnahm. Die Schau erzählt die wechselvolle Geschichte der Denim-Hose im sozialistischen Teil Deutschlands – von der anfänglich verpönten und verbotenen West-Erfindung, hin zum tausendfach hergestellten Ost-Produkt. Die „Nietenhose“ präsentiert sich den Ausstellungsbesuchern in all den Facetten, in denen sie sich zu DDR-Zeiten zeigte: als Mangelware und Sehnsuchtsobjekt, als heiß begehrte Modeschöpfung und teuer gehandeltes Schmuggelgut, als „Unkultur“ und Feindbild, als politisches Statement und Identifikationsobjekt oder schlicht als Alltagskleidung.
Pünktlich zum Tag der Deutschen Einheit, am 3. Oktober 2014, öffnet die Sonderausstellung „Jeans in der DDR“ ihre Türen für Besucher. Mit zahlreichen Ausstellungsstücken, Zeitdokumenten und Hands-On-Objekten lädt sie ihre Gäste auf eine Reise in die noch junge Vergangenheit der DDR-Geschichte ein. Sie berichtet von hart verdienten und geschmuggelten ersten Levi’s, von eigenhändig gestalteten DIY-Hosen oder von bis zur Auflösung getragenen Jeansjacken.
Die persönlichen Erlebnisse und Erinnerungen hinter den gehegten und gepflegten Einzelstücken zeigen uns die Jeans so in einem neuen Licht – als Erinnerungsspeicher, Symbol und wichtiges Zeugnis Deutsch-Deutscher Geschichte.